Cybersecurity vor Weihnachten ist für Unternehmen besonders kritisch. Die Wochen vor dem Jahreswechsel sind von Hektik und Abschlussdruck geprägt. Während sich die Belegschaft mental auf die Feiertage einstellt, rüsten Cyberkriminelle ihre Angriffsstrategien gezielt für die „stille Zeit“ um. Sie spekulieren darauf, dass eine dünne Personaldecke in der IT, abgelenkte Mitarbeiter und geschwächte interne Kontrollmechanismen die perfekte Angriffsfläche bieten. Die Erfahrung zeigt: Ein digitaler Notfall am 24. Dezember ist für Unternehmen weitaus kostspieliger und schwieriger zu bewältigen als jeder andere Vorfall im laufenden Geschäftsjahr.
1. Das erhöhte Risiko: Die Angriffslogik der Feiertage
Die Vorweihnachts- und Ferienzeit ist aus Sicht der Angreifer eine Hochrisikophase, da sich hier mehrere kritische Faktoren miteinander verbinden. Die IT-Abteilung ist oft nur minimal besetzt, was die Reaktionszeiten auf Alarme oder tatsächliche Vorfälle drastisch verlängert. Gleichzeitig nutzen Cyberkriminelle das hohe Aufkommen an kommerziellen E-Mails, von Paketsendungen über Spendenaufrufe bis hin zu festlichen Grüßen, als ideale Tarnung für ihre Attacken. Eine E-Mail mit einem vermeintlich zeitkritischen Betreff wie „Letzte Mahnung“ wird von abgelenkten oder gestressten Mitarbeitern oft unkritischer geöffnet und ggf. ohne große Überprüfung bearbeitet.
Hinzu kommt das erhöhte Supply-Chain-Risiko: Sind Ihre Lieferanten und externen Dienstleister ebenfalls im Urlaubsmodus und pflegen ihre Systeme nicht, können Angreifer über diese Glieder in Ihrer eigenen Kette Schwachstellen finden. Der schlimmste Fall: Aus Angst, den laufenden Betrieb kurz vor den Feiertagen zu stören, werden notwendige Updates und Patches auf das neue Jahr verschoben, wodurch kritische Sicherheitslücken unnötig lange offengehalten werden.
2. Der proaktive Schutz: Die wichtigsten Maßnahmen vor dem Shutdown
Um das Risiko eines kostspieligen Ausfalls zu minimieren, muss die IT-Verantwortung jetzt proaktiv die folgenden entscheidenden Bereiche adressieren:
Die Stärkung der menschlichen Firewall
Da die Angreifer die emotionale und zeitkritische Atmosphäre der Weihnachtszeit ausnutzen, stellt die menschliche Schwachstelle oft den kritischsten Eintrittspunkt dar. Die IT-Leitung sollte daher kurz vor Beginn der Feiertage eine letzte, gezielte Sensibilisierungskampagne durchführen. Dabei muss explizit vor betrügerischen E-Mails gewarnt werden, die sich auf vermeintliche Paketzustellungen, Spendenaktionen oder angebliche Rechnungen für Weihnachtsbestellungen beziehen. Ein gut getimter, simulierter Phishing-Angriff in den letzten Arbeitswochen kann die Wachsamkeit der gesamten Belegschaft signifikant erhöhen und ist eine der effektivsten Präventivmaßnahmen, um die Türen für Social-Engineering-Angriffe zu verschließen.
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Gewährleistung der Backup-Integrität und physische Trennung
Die Gefahr durch Ransomware bleibt auch über die Feiertage hoch. Die einzige verlässliche Garantie für einen schnellen und schadenfreien Wiederanlauf nach einer erfolgreichen Verschlüsselung ist ein aktuelles, funktionsfähiges Backup. Es ist daher zwingend erforderlich, unmittelbar vor dem Shutdown eine Testwiederherstellung durchzuführen und die Funktionsfähigkeit sowie Aktualität der Sicherungskopien zu bestätigen. Überprüfen Sie zudem die Einhaltung der 3-2-1-Regel, also: drei Kopien der Daten, auf zwei verschiedenen Speichermedien, eine Kopie extern und offline gelagert. Dieser Offline-Aspekt ist der entscheidende Sicherheitsfaktor vor Weihnachten. Trennen Sie die externe Backup-Kopie physisch vom Netzwerk, bevor die Hauptbelegschaft in den Urlaub geht. Nur diese physische Isolierung verhindert, dass hochentwickelte Ransomware im Falle eines Angriffs auch Ihre Sicherungskopien verschlüsselt und die Wiederherstellung unmöglich macht.
System-Härtung und Patch-Management abschließen
Offene, bekannte Schwachstellen dürfen nicht über die Feiertage ins neue Jahr mitgenommen werden. Alle kritischen Sicherheits- und Funktionsupdates, insbesondere für zentrale Komponenten wie Firewalls, VPN-Gateways und E-Mail-Server, müssen jetzt priorisiert und eingespielt werden. Nutzen Sie zudem die Zeit, um die unnötig weitreichenden Zugriffsrechte im Rahmen des Least Privilege-Prinzips zu entfernen. Wer über Weihnachten keinen Remote-Zugriff benötigt, sollte ihn nicht besitzen. Die verbleibenden Zugänge, insbesondere VPN- und Remote-Desktop-Dienste, müssen zwingend durch Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) geschützt werden. Dies ist eine absolute Grundvoraussetzung für jeden Fernzugriff und sollte als nicht verhandelbare Regel fest etabliert sein, bevor die Systeme in den „Schärfungsmodus“ gehen.
Aktivierung und Anpassung des Incident-Response-Plans
Ein Notfallplan ist nur so gut wie seine Anpassung an die Realität der Urlaubszeit. Das diensthabende IT-Personal muss mit aktualisierten Kontaktketten und allen notwendigen Zugängen ausgestattet sein. Vor allem aber muss der Prozess für einen Datenschutzvorfall klar sein. Da ein erfolgreicher Cyberangriff fast immer eine Meldepflicht nach Art. 33 DSGVO auslöst, muss das zuständige Personal wissen, wie die Geschäftsführung und der Datenschutzbeauftragte unverzüglich informiert werden. Die gesetzliche 72-Stunden-Frist zur Meldung an die Aufsichtsbehörde läuft nach Ansicht einiger Aufsichtsbehörden auch an den Feiertagen und am Wochenende weiter. Eine Automatisierung des Meldeprozesses und eine klare Dokumentation helfen, diese Fristen einzuhalten und die Einhaltung der gesetzlichen Pflichten zu gewährleisten.
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Klare Regeln für Homeoffice und ungesicherte Netzwerke
Die Arbeit außerhalb des Büros während der Feiertage stellt ein erhöhtes Sicherheitsrisiko dar. Vorgesetzte sollten Mitarbeiter, die im Urlaub Remote-Arbeit leisten, noch einmal eindringlich an die Policy zur Nutzung privater Geräte erinnern. Zudem muss klargestellt werden, dass der Zugriff auf Unternehmensdaten ausschließlich über das unternehmenseigene, sichere VPN erfolgen darf. Die Nutzung öffentlicher, ungesicherter WLANs in Flughäfen, Cafés oder Hotels ist für jegliche Verarbeitung von Unternehmensdaten in dieser Zeit strikt zu untersagen, da hier ein hohes Risiko des Abgreifens von Anmeldedaten besteht.
Fazit: Vorausschauende Sicherheit ist das beste Weihnachtsgeschenk
Die Weihnachtszeit ist kein Grund, die Cybersecurity-Standards zu senken; im Gegenteil, sie erfordert eine maximale Alarmbereitschaft und eine proaktive Absicherung. Die potenziellen Kosten eines Vorfalls in dieser Hochrisikozeit übersteigen den Aufwand, der jetzt in Patches, Backup-Tests und Mitarbeiter-Sensibilisierung investiert wird, um ein Vielfaches.
Ihre IT-Verantwortlichen haben jetzt die Aufgabe, die digitalen Türen zu verriegeln: Backups testen, MFA erzwingen, Systeme patchen und den Notfallplan für das Feiertagsszenario scharfstellen. Nur durch diese vorausschauende Sorgfalt schützen Sie Ihr Unternehmen effektiv vor bösen Überraschungen und stellen die Geschäftskontinuität über den Jahreswechsel sicher.
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